RAN

stadtansichten

flugzeuge ziehen eine linie über die stadt
in den fußgängerzonen lauert die angst
aus den hinterhofmauern fließt das blut der
melancholischen
das blaulicht wirbelt ständig in den straßen
an den kaufhauseingängen sitzen die aussätzigen
flehen nach einem groschen
ampeln regeln den verkehr
blechlawinen vergiften die atemwege
dermatologen hängen das schild „wartesaal überfüllt”
vor ihre praxis
neurologen besuchen neurologen
metzgereien bereiten frisches tartar zu
preßlufthämmer saugen sich in alten beton ein
lebensmüde stürzen von stockwerken in den
abgrund
elefanten scheißen auf den eingezäunten
tiergartenboden
mütter holen ihre kinder vom kinderhort ab
strafzettel wehen von den windschutzscheiben
bürgermeister beraten über
sanierungsmaßnahmen

und überall wird ausschau gehalten
nach einem guten fick

(Klangprobe)

ich sehne mich nach dir

nach deinem nackten fleisch
deinem geruch
deinen knochen
deiner seidenen haut

deinem blick
deinem geöffneten mund

nach der melodie deiner worte
nach dem innersten schatz deiner worte

so sehr sehne ich mich nach dir
nach deinem lachen
deinen haaren
deiner wilden frisur

nach deiner brillant gewürzten suppe
nach deinem rücken
nach deinen füßen

ach so sehr
ach so gewaltig sehne ich mich nach dir
damit endlich mein selbstgespräch
und die vielen stunden einsamen schweigens
der ganze beschlag eisenschweren ausharrens
der vergangenheit angehört

ich werde heute die ganze nacht wachbleiben
bis deine zärtliche unvergleichliche stimme
den morgen deiner ankunft verkündet

(Klangprobe)

der kran steht am ende der welt

der kran steht am ende der welt
und schwenkt das unglück

doch die erde wehrt sich
in der tapferen schönheit ihrer evolution

und alle anderen wesen wehren sich
die sich befreien aus den krallen der lüge

(Klangprobe)

dein erotischer stachel
riss wunden in mein fleisch
dann mach mich gefügig wie ein käfigtier
beiß dich fest mit deiner lust
mach schnell bevor ich erwache

der spiegel des lebens wirft
seinen schatten ins grab
wo die entschlafenen
längst heimgekehrt sind
in den schmerzlosen himmel des lichts

RAN
RAN
RAN

einer dieser großstadt-u-bahnhöfe
das nervöse beißen und zerren aschfahler physiognomien
die eingetriebene schwüle hitze erschwert
niederträchtiges alleinsein
blicke aus dem waggonfenster an dunkle schachtwände
ein alibifächern gegen den sommerschweiß
tausende von arschhälften in unterschiedlichen tempi
sandalenträger und täschchenschwingerinnen
wohin fährt dich der zug mensch !
bröckelnder lack und neurosenansatz
komm blondine wach auf
komm mit deinem weißen sommerkleid
oh das gehirn - diese vernetzte superwerkstatt hämmert mit befehlen
ach lass sie laufen
ach lass sie laufen
entgegnet eine unterirdische stimme
titelblattsensationen fangen seelen
noch eine minute bis zur nächsten einfahrt des zuges
auf überfüllten rolltreppen
abwärts
aufwärts
einsteigen bitte
das schicksal fährt mit